Sumatra ist ein Kind von Vulkanen und zwar ein ziemlich groß geratenes: es ist die zweitgrößte Insel des indonesischen Archipels, Heimat von exotischen Dingen wie Krupuk, Binturong und Nasi Goreng. Sobald man die üblichen asiatischen Graubetonstädte verläßt, fällt einem Grün ins Auge, in all seinen Schattierungen. Die Natur, gegängelt vom scheinbar unaufhaltsamen Bevölkerungswachstum, ist das größte Kapital Sumatras. Neben den wuchernden Monokultur-Plantagen findet man durchaus noch Flecken von mächtigem blumenkohlknollenartigem Regenwald und darin die orangenen “Waldmenschen” sowie die größte Blüte der Welt, die Rafflesia. Über weite Landschaften mit Reisfeldern und Terrassen erheben sich schwefelstinkende Rauchköpfe, Felsplateaus mit tiefen Canyons und kasakadenartigen Wasserfällen bieten Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Als Insel ist Sumatra nicht nur von Wasser umgeben, sondern auch im Inneren reich an Naß: der größte Vulkansee der Erde, der Tobasee, erstreckt sich wie ein riesiges Auge in den Bergen.
Wie überall in Indonesien ist Rauchen auch auf Sumatra Volkssport, zumindest für die Männer, und der Duft der mit Nelken gewürzten Gudang Garams durchweht jedes Örtchen, jede Straße, jeden Bus. Doch gibt es auch noch eine andere sportliche Vergnügung: das Stierrennen, bei dem Männer mithilfe von geballter Kuhkraft durch ein schlammiges Reisfeld surfen. Sumatra ist vom Islam geprägt, fünfmal am Tag erklingen die Rufe der Muezzine und die Märkte erscheinen von oben wie ein Meer aus Kopftüchern, doch gibt es neben christlichen Regionen auch die Besonderheit des Minangkabau-Volkes, der größten matrilinearen Gesellschaft der Welt, bei dem nach islamischen Brauch die Männer zwar durchaus nicht unwesentlich sind, das Besitztum und Erbe der Familie jedoch von den Frauen auf die Töchter weitergeben wird.
Am Meer angekommen wird man vielleicht die kühlen klaren Seen der Berge vermissen, denn Berge von Müll und Plastik säumen sonst idyllische Strände.
Sumatra ist ein Mischung aus Regendunst der an Berghängen klebt, aus sonnengebleichten Farben von Vorhängen und Plastikschüsseln, aus Häusern mit geschwungenen Dächern, aus Katzen mit Stummelschwänzen, aus Gewürzduft, Kaffeearoma und gebratenem Reis, durchzogen von Popklängen und dem Brausen nervtötender Mopeds.